Ein noch recht aktueller Prozess (übrigens gibt es gleich mehrere; weshalb man sich ruhig fragen darf, ob das eine Art "System" darstellt?) hat mal wieder bestätigt, dass es eigentlich... eigentlich... überhaupt kein Grund zum prozessieren gäbe, wenn...
Zur Vorgeschichte:
Diese Vorgeschichte muss man kennen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
Noch einmal vereinfacht:
Es gibt ein christlich orientiertes Krankenhaus, es gibt einen eindeutigen Arbeitsvertrag, den beide Parteien unterschrieben haben (Arbeitgeber und Muslimin), es gibt NIE irgendwelche Beanstandungen von beiden Seiten. Alles ist für lange lange Zeit gut.
Doch dann... bekommt die Frau zwei Kinder, befindet sich deshalb für lange Zeit in Elternzeit... und kommt dann wieder zurück an ihren Arbeitsplatz.
JETZT plötzlich MIT Kopftuch. Unter keinen Umständen ist sie bereit, den unterschriebenen Arbeitsvertrag weiterhin einzuhalten.
Die Frage ist: Ist etwas in der Elternzeit passiert? Allah´s Eingebung oder so?
Muslimin war sie allerdings schon immer. Außerhalb ihrer Arbeitszeit, so Kolleginnen, habe sie ihr Kopftuch getragen.
Die Klägerin bietet an, notfalls auch mit einer Nonnen-Haube arbeiten zu wollen.
HALLOOOOOOOO????
Die Bedeutung einer Nonnentracht scheint sie absolut nicht zu kennen. Nonnen sind laut kirchlicher Lehre "Mit Jesus verheiratet".
Will die Klägerin also notfalls auch "Gattin von Jesus" sein???????
Dann müsste sie allerdings auch den entsprechenden Ring an der rechten Hand tragen.
Aber HALT, DAS geht natürlich nicht! Sie trägt ja bereits einen Ehering... seit ihrer Heirat mit ihrem Mann!
Aber hören wir jetzt mal auf zu lachen, denn die Thematik ist aus meiner Sicher mehr als ernst:
Das ist natürlich völliger Quatsch. Aber so wird immer dann argumentiert, wenn man keine Argumente mehr hat.
Mit keinem Wort wird die Vorgeschichte berücksichtigt und -natürlich- geht es auch nicht um das Arbeitsrecht. Ein Arbeitsrecht, welches die Frau für viele Jahre anerkannt hat.
Was also sollen diese plötzlich vermehrten Prozesse um Kopftuch und (in Frankreich) Burka-Verbot?
Eventuell liegt die Wahrheit näher, als man sich ausdenken möchte?
Halten wir noch einmal fest:
Viele Jahre OHNE Kopftuch; Vertrag diesbezüglich unterschrieben und akzeptiert. Dann Elternzeit, zwei Kinder sind da...
Ich mag nicht, aber ich komme nicht umhin, so zu denken:
Kann es vielleicht sein, dass diese Mutter in Wahrheit gar nicht mehr arbeiten WILL und DESHALB plötzlich Kopftuch tragen will?
Wenn ich mal nachrechne, wie lange sie für 75.000 Euro (netto) arbeiten müsste... ob mit oder ohne Kopftuch... o man.
ODER... auch eine sinnvolle Überlegung, geht es eher um einen Grundsatz?
Übertragen auf alle bisher geführten Prozesse um Kopftuchstreitigkeiten wäre MIR die zweite Variante als mögliche Erklärung absolut widerwärtig. Für kein Geld der Welt möchte ich auf die bitter erkämpfte Gleichberechtigung verzichten. Auf keine einzige der Errungenschaften.
Auch dann nicht, wenn muslimische Frauen diese Unterdrückung ertragen und glauben, Allah würde sie dann mehr lieben.
Mein Bauchgefühl allerdings vermeldet: All diesen prozessierenden Frauen geht es offensichtlich nur um´s Geld. Abfindung in Euro...
Zur Vorgeschichte:
Es war eine 36-jährige Bochumerin, die den Prozess ins Rollen brachte. Die Frau stammt aus einer türkischen Familie, mit 18 begann sie eine Ausbildung in der Evangelischen Augusta-Klinik und arbeitete dann zweieinhalb Jahre als Krankenschwester in jenem Krankenhaus nahe dem Bochumer Stadtpark. In der Klinik haben sie die frühere Kollegin in guter Erinnerung. „Sehr sympathisch“ sei sie gewesen und „sehr frei“, so Augusta-Geschäftsführer Ulrich Froese.
Dann wurde die Frau schwanger. Nach der Geburt von zwei Kindern und dem Ablauf ihrer Elternzeit forderte sie 2009 ihre Wiedereinstellung. In der Zwischenzeit, so scheint es, hatte sie sich verändert. Plötzlich erschien die Frau mit einem Kopftuch bei der Pflegedienstleitung und bestand darauf, das Tuch auch während der Arbeit zu tragen, sagt Froese. Das lehnte die Klinik ab: „Sie kann hier arbeiten, aber ohne Kopftuch!“ Das sah die Bochumerin nicht ein – sie klagte.
Offenbar gibt es ein Muster: Im Frühjahr 2014 kündigte das St. Johannes-Krankenhaus in Dortmund einer Marokkanerin, weil sie nach ihrer Elternzeit auf eine Kopfbedeckung bestand. Und als die türkische Mitarbeiterin eines Kölner Krankenhauses 2008 zurückkam, wollte sie auf ein Tuch ebenfalls nicht verzichten. Auch ihr wurde gekündigt.
Das Urteil
Der Frau geht es in der Kopftuchfrage nicht nur um Symbolik. „Es sollte die weiblichen Reize bedecken“, sagt sie vor dem Fünften Senat. Ihr Anwalt, der Kölner Abdullah Emili, erklärt den Sinneswandel seiner Mandantin so: „Sie ist praktisch durch den Job religiöser geworden“, habe sich viel mit dem Leiden der Patienten und dem Tod beschäftigt. Im Gerichtssaal erklärt die 36-Jährige, sie würde zur Not sogar die Haube einer Nonne aufsetzen. Auf Form und Farbe komme es indes nicht an, sagt Augusta-Anwalt Sascha Leese. Das Kopftuch bleibe ein Symbol des Islam. Die Klinik beruft sich auf das kirchliche Selbstbestimmungsrecht, wonach Kirchen ihre Angelegenheiten selbst ordnen dürfen.
Das Gericht entscheidet: „Das Tragen eines Kopftuchs als Symbol der Zugehörigkeit zum islamischen Glauben“ sei mit der Arbeit „in einer Einrichtung der Evangelischen Kirche (...) nicht vereinbar.“ In Einzelfällen könne eine Entscheidung indes anders ausfallen, etwa wenn Mitarbeiterinnen in einem Labor eingesetzt seien und wenig Kontakt zu Patienten hätten.
http://www.derwesten.de/staedte/bochum/kopftuch-verbot-zeigt-die-grenzen-der-religionsfreiheit-id9863297.html#plx2132408005
Diese Vorgeschichte muss man kennen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.
Noch einmal vereinfacht:
Es gibt ein christlich orientiertes Krankenhaus, es gibt einen eindeutigen Arbeitsvertrag, den beide Parteien unterschrieben haben (Arbeitgeber und Muslimin), es gibt NIE irgendwelche Beanstandungen von beiden Seiten. Alles ist für lange lange Zeit gut.
Doch dann... bekommt die Frau zwei Kinder, befindet sich deshalb für lange Zeit in Elternzeit... und kommt dann wieder zurück an ihren Arbeitsplatz.
JETZT plötzlich MIT Kopftuch. Unter keinen Umständen ist sie bereit, den unterschriebenen Arbeitsvertrag weiterhin einzuhalten.
Die Frage ist: Ist etwas in der Elternzeit passiert? Allah´s Eingebung oder so?
Muslimin war sie allerdings schon immer. Außerhalb ihrer Arbeitszeit, so Kolleginnen, habe sie ihr Kopftuch getragen.
Die Klägerin bietet an, notfalls auch mit einer Nonnen-Haube arbeiten zu wollen.
HALLOOOOOOOO????
Die Bedeutung einer Nonnentracht scheint sie absolut nicht zu kennen. Nonnen sind laut kirchlicher Lehre "Mit Jesus verheiratet".
Will die Klägerin also notfalls auch "Gattin von Jesus" sein???????
Dann müsste sie allerdings auch den entsprechenden Ring an der rechten Hand tragen.
Aber HALT, DAS geht natürlich nicht! Sie trägt ja bereits einen Ehering... seit ihrer Heirat mit ihrem Mann!
Aber hören wir jetzt mal auf zu lachen, denn die Thematik ist aus meiner Sicher mehr als ernst:
Der Bochumer Imam Ahmad Aweimer, Dialogbeauftragter des Zentralrates der Muslime in Deutschland, wird noch deutlicher: „Das Urteil zeigt, dass Muslime in dieser Gesellschaft nicht dazugehören. Es geht nicht nur um Arbeitsrecht: Für die Frau ist das eine menschliche Tragödie.“ Er werde die Augusta-Klinik nicht mehr besuchen.
http://www.derwesten.de/staedte/bochum/kopftuch-verbot-zeigt-die-grenzen-der-religionsfreiheit-id9863297.html#plx288592616
Das ist natürlich völliger Quatsch. Aber so wird immer dann argumentiert, wenn man keine Argumente mehr hat.
Mit keinem Wort wird die Vorgeschichte berücksichtigt und -natürlich- geht es auch nicht um das Arbeitsrecht. Ein Arbeitsrecht, welches die Frau für viele Jahre anerkannt hat.
Was also sollen diese plötzlich vermehrten Prozesse um Kopftuch und (in Frankreich) Burka-Verbot?
Eventuell liegt die Wahrheit näher, als man sich ausdenken möchte?
Das Gericht regte zunächst einen Vergleich an. Dazu waren die Positionen jedoch zu weit auseinander. Die Klägerin verlangte mindestens die Hälfte des seit 2009 entgangenen Lohns, rund 75.000 Euro. Das Klinikum bot eine Abfindung von maximal 25.000 Euro an.
Am Ende entschied das Gericht grundsätzlich zugunsten der Klinik.
http://www.taz.de/Kopftuchverbot-in-christlicher-Klinik/!146576/
Halten wir noch einmal fest:
Viele Jahre OHNE Kopftuch; Vertrag diesbezüglich unterschrieben und akzeptiert. Dann Elternzeit, zwei Kinder sind da...
Ich mag nicht, aber ich komme nicht umhin, so zu denken:
Kann es vielleicht sein, dass diese Mutter in Wahrheit gar nicht mehr arbeiten WILL und DESHALB plötzlich Kopftuch tragen will?
Wenn ich mal nachrechne, wie lange sie für 75.000 Euro (netto) arbeiten müsste... ob mit oder ohne Kopftuch... o man.
ODER... auch eine sinnvolle Überlegung, geht es eher um einen Grundsatz?
Sorry, aber mir geht es genau andersherum: Ich habe ein Problem damit, wie die schon lange unter der Oberfläche köchelnde gesellschaftliche Debatte über die Kleidung von Frauen politisch und medial heruntergespielt wird.
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In einem ist ihm natürlich recht zu geben: Es ist ganz und gar widerwärtig, wenn Ausländerhasser und Rechte im Allgemeinen Kopftuch und Burka als angeblich ostentativ religiöse Symbole für ihre Zwecke funktionalisieren - inklusive des von Rudolf Walther kritisierten französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der sich in höchst opportunistischer Weise über den Ganzköperschleier als "Problem der Freiheit und der Würde der Frau" ausließ. Aber die unbedingt notwendige Abgrenzung von solchen Leuten führt eben auch dazu, dass ein ebenfalls existierendes Problem ignoriert wird: das Problem, dass im öffentlichen Raum für alle sichtbar verhandelt wird, wie sich Frauen zu kleiden haben. Frauen, niemals Männer. Weshalb die jüdische Kippa auf Männerköpfen kein politisch-medialer Aufreger ist und auch nicht funktionalisiert wird.
Es geht nämlich keineswegs um Religion. Die ewigen Diskussionen darüber, ob das Tragen von Kopftüchern, Kreuzen oder Kippas mit einem laizistischen Gemeinwesen zu vereinbaren ist, sind bloße Spiegelfechterei. Auch dass ich für mich persönlich Religion ablehne, gleich ob christlich, muslimisch oder die Church of the Flying Spaghetti Monster, tut hier nichts zu Sache. Soll ein jeder nach seiner Fasson selig werden. Diese allerorten eingeforderte Toleranz möchte ich aber auch für mich in Anspruch nehmen. Meine Fasson, selig zu werden, beinhaltet etwa, dass ich in einer Gesellschaft leben möchte, die das humanistische Grundprinzip der Gleichberechtigung anerkennt.
Wir haben uns diese Rechte mühsam genug erkämpft. Frauen können - und das ist noch gar nicht lange so - ohne Zustimmung ihres Mannes berufstätig sein, ein eigenes Konto führen, sich ohne Klärung der Schuldfrage scheiden lassen und auch abtreiben lassen. Und sie können sich anziehen, wie sie wollen. Wie sich Frauen kleiden, ist im Deutschland des 21. Jahrhunderts lediglich eine Frage des guten oder schlechten Geschmacks - und nicht der Moral oder Immoralität. Dachte ich jedenfalls bis vor kurzem.
Unlängst musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Unversehens sprach mich in Berlin-Kreuzberg ein Mann von hinten an: "Zieh dir einen BH an, es stört mich, wie du rumläufst." Der Mann war um die 30 Jahre alt und nach Aussehen und Aussprache zu urteilen mit türkischen Migrationshintergrund ausgestattet. Ich wiederum, anderthalb Jahrzehnte älter als er und in einem Alter, in dem man auch im alternativen Kreuzberg gesiezt wird, fühlte mich mit langer Hose und kurzärmeligem T-Shirt - mehr konnte er von hinten ohnehin nicht sehen - mitnichten wie eine wandelnde Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Leider fallen einem in solchen Situationen die schlagfertigen Antworten immer erst hinterher ein. In dem Moment war ich nur wortlos, geplättet und fühlte mich erniedrigt. Welches Recht nehmen sich solche Typen eigentlich heraus, nicht nur über die Kleidung fremder Frauen zu urteilen, sondern ihnen dieses Urteil auch noch in einem Befehlston mitzuteilen? Und damit komme ich wieder auf das Problem, dass ich mit dem Tragen von Kopftüchern habe, von den in Berlin glücklicherweise relativ seltenen Ganzkörperschleiern ganz zu schweigen. Es ist nicht das oft unterstellte paternalistische Mitleid, das ich verspüre - schließlich erklärt man mir, dass viele, gerade auch junge Frauen das Kopftuch nicht aus familiärem oder religiösem Zwang, sondern als stolzen Ausdruck ihrer Identität tragen. Es ist Zorn. Warum? Es hat eine Weile und die eben beschriebene Begegnung gebraucht, bis ich meinen eigenen so gar nicht politically correcten Emotionen auf die Spur kam.
Die Gründe für meine Wut
Ich bin zornig, weil das Verhüllen von Körper und Kopf eine Aussage darstellt, die ich persönlich nehme. Die Aussage lautet nicht nur: "Seht her, das ist meine Religion, und darauf bin ich stolz!" Sie lautet auch: "Seht her, ich bin züchtig und keusch, ich bin keine Schlampe, keine Nutte!" Und solch eine Aussage beinhaltet stets auch ihr Gegenteil: Wer sich nicht so kleidet, ist im Umkehrschluss wohl nicht züchtig und nicht keusch. Also alles voller Schlampen und Nutten in diesem Sündenbabel Berlin, mich eingeschlossen. Dadurch fühlte sich der Mann in Kreuzberg so gestört.
Es ist ein gesellschaftliches Klima, das mich so wütend macht, in dem Leute wie er es zu ihrer Angelegenheit machen, ob Frauen züchtig genug sind. In dem Frauen, ganz wie in den 50er-Jahren, für die Wahrung von Sitte und Anstand in der Gesellschaft verantwortlich gemacht werden. Dass auch die Frauen selbst teilweise noch zu diesem Klima beitragen, indem sie ihre sexuelle Moral zur Schau stellen und so für den öffentlichen Diskurs freigeben, macht die Sache nicht besser. Die Frage des gesellschaftlich-moralischen Klimas ist allerdings keine, die der Staat entscheiden könnte - kein Verwaltungsgericht, das über kopftuchtragende Lehrerinnen urteilt, und kein selbsternannter Oberfeminist an der Spitze des französischen Staates. Es ist eine Frage, die wir selbst klarkriegen müssen.
Ich hatte gehofft, das hätten wir schon geschafft. Offenbar muss jedoch der Kampf um die Freiheit und Selbstbestimmung der Frauen, auch in Sachen sexueller Moral, wieder von neuem geführt werden. Aber damit das klar ist: Es ist ein feministischer, kein religiöser oder gar antimuslimischer Kampf. Und dieser Kampf war und ist keine Marginalie. NICOLA LIEBERT
http://www.taz.de/!39321/
Übertragen auf alle bisher geführten Prozesse um Kopftuchstreitigkeiten wäre MIR die zweite Variante als mögliche Erklärung absolut widerwärtig. Für kein Geld der Welt möchte ich auf die bitter erkämpfte Gleichberechtigung verzichten. Auf keine einzige der Errungenschaften.
Auch dann nicht, wenn muslimische Frauen diese Unterdrückung ertragen und glauben, Allah würde sie dann mehr lieben.
Mein Bauchgefühl allerdings vermeldet: All diesen prozessierenden Frauen geht es offensichtlich nur um´s Geld. Abfindung in Euro...