Robert80 schrieb:Der Gipfel war heute der Applaus zum Geburtstag der Richterin
Ja Robert80, das fand ich auch daneben. Unangemessen und pietätlos gegenüber Reevas Eltern.
Empathie scheint es in diesem Gericht nicht zu geben.
Ich werde morgen, wenn dieser Prozess endlich sein vorläufiges Ende genommen hat, noch ein Schlusswort schreiben. Insgesamt bin ich aber erst einmal froh, wenn dieser Schauprozess endlich vorbei ist.
Ich werde auch keines der Bücher lesen, welche schon im Handel sind oder noch kommen werden.
In einem eklatant korrupten Staat konnte eigentlich kein anderes Ergebnis rauskommen, als das, was man präsentiert hat. Sicherlich gibt es Fortschritte hier und da, aber insgesamt bleibe ich bei meiner Meinung, dass diese Live-Übertragungen der südafrikanischen Justiz mehr geschadet als genutzt hat.
Manchmal kam ich mir vor, als ob es zuging wie im Bordell: Jeder mit Jedem und untereinander.
Boss war derjenige, der die Gelder einsammelte.
Und wenn ich SO ETWAS lese, schwillt mir der Kamm noch höher:
All das sollte bei Thokozile Masipa Wirkung zeigen. Die stoische Mittsechzigerin fand sich in einem Szenario von Widersprüchen, Finten und Verfehlungen wieder. Hatte alleine, ohne Geschworene, das Urteil zu fällen. Ihr schmeichelte Roux am 11. September auf Twitter: „Ich möchte mich bei Richterin Masipa bedanken, dass sie allen ,Lehnstuhlexperten‘ gezeigt hat, dass Rechtsprechung nichts für simple Gemüter ist.“ Wie süffisant: Lob für die gedeihliche Kooperation, Rüffel für die Kollegenschaft, die moniert, Masipas Urteil öffne in der von Gewalt kontaminierten Gesellschaft dem systematischen Gesetzesmissbrauch Tür und Tor. Das kostet Mister Roux nur einen Lacher: Er will mehr. Der Staranwalt will es seinen prominenten US-Kollegen gleichtun wie im Fall des Freispruches für den Amok gelaufenen Sport- und Werbestar O.J. Simpson in einer beispiellos vermarkteten Court Soap.
http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/3884687/Und-Justitia-weint?_vl_backlink=/home/spectrum/index.do
Alt-Kanzler Kohl hat das deutsche Volk mal als "uninteressante Leute von der Straße" bezeichnet. Roux nennt es "Simple Gemüter".
Dabei dürfte er ganz genau wissen, dass das Urteil etliche Rechtsfehler enthält, die er nur dem "simplen Gemüt" einer Masipa zuordnen kann.
Barry Roux, 58, der ungeniert „mit genug Geld sind viele Dinge machbar“ twitterte, setzte auf „Schutzreflex des beinamputierten Schützlings gegen einen vermeintlichen Einbrecher“.
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Sehr nett, dass Roux das so freimütig zugibt. Es war schon immer etwas teurer, etwas Besonderes, -und sei es auch falsch-, aus dem juristischen Ärmel zu zaubern. Man muss nur wissen, wie.
Und Masipa war willig und bereitete ihm den Nährboden allen südafrikanischen Übels.
Dass sich der Verurteilte am Ende des 41. Prozesstages vor Richterin Thokozile Masipa wie ein demütiger Büßer verbeugte, entsprach der Dramaturgie seines mit 4500 Euro Tageshonorar dotierten Anwalts Barry Roux. Der Impresario dieses Täter-Opfer-Verwandlungsdramas weiß zu beeindrucken: Er brach Zeugen im Kreuzverhör, zerlegte polizeiliche Ermittler, setzte auf Beschützerinstinkte für denbehinderten, schutzbedürftigen Angeklagten, engagierte diesem einen Performance-Coach.
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Na bitte, da kann man es ja schwarz auf weiß nachlesen: Oscar hatte Schauspielunterricht; wurde auf seine "Rolle" sehr gut vorbereitet. NICHTS von den ganzen Gefühlsausbrüchen war echt; nichts an Tränen und Kotzerei war echt. Nichts an den Zusammenbrüchen war echt.
Alles nur einstudiertes Schmierentheater, um der Weltöffentlichkeit einen zerbrochenen Oscar live präsentieren zu können.
Welch eine Farce! Aber die Weltöffentlichkeit ist nicht so dumm, um dieses Geheul als ehrlich anzusehen, das konnte und kann mann überall in den Medien nachlesen.
Nur Masipa... die ja angeblich weder Zeitungen liest noch Fernseher besitzt (und falls dem so sein sollte, weiß auch Roux das), fiel auf dieses Schauspiel rein. Mir fielen schon die Augen aus dem Kopf, als sie das reumütige Oscar- Nachtatverhalten als einen Beweis für eine nicht vorhandene Mord-Theorie ansah.
Er trifft den Nerv der Nation: das von der Verteidigung invers vorgetragene Symptom der Angst-Schuld-Aggressions-Verkettung, der an der Manipulationsraffinesse der Gegenseite gescheiterte Staatsanwalt; die den Angeklagten nicht für Mord verurteilende Richterin – all das spiegelt ein paradoxes Psychogramm einer zutiefst verstörten, von ihrer Vergangenheit deformierten Gesellschaft wider.
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Genau DAS spiegelt meine Meinung wieder. Roux kennt Masipa; ihre Stärken und Schwächen.
Er hat ihre Schwächen (Zeitungen und Fernseher tabu) ausgenutzt; hat sie für seine Manipulationen missbraucht und gleichzeitig seinen Mandanten ein Schauspiel einstudieren lassen und dann darauf vertraut, dass seine Strategie aufgeht.
Wir wissen: Sie ging auf.
Roux genießt den urbanen Lebensstil der Metropole: Connections, Partys, den House-Garden-Swimmingpool-Tenniscourt-Lifestyle mit Wildlife am Wochenende samt den landläufigen „Braaivleis“-Genüssen: Steaks, Burenwürste vom offenen Feuer, Bier, Kapweine. Am 21.November 1986 feiert Barry Roux seinen 31.Geburtstag – aber die „Life is good“-Vibes trügen, sie verdrängen die beunruhigende Wirklichkeit. In Juristenkreisen weiß man zu gut, wie sehr das aufwendige Regelwerk der Apartheidgesetze – die willfährigen Verordnungen, Verbannungen, Zwangsumsiedlungen, Arbeitsregulierungen – die institutionalisierte Gewalt repräsentieren. Krude sichtbar in den Methoden des Sicherheitsapparats, den systematischen Folterungen, für die niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Im Gegenteil: Roux und Co. wissen, dass Colonel P.J. Goosen, der im August 1977 das tödliche Folterverhör mit Steve Biko geleitet hatte, vor wenigen Jahren zum stellvertretenden Polizeikommissar bestellt wurde.
All das läuft unter der nationalen Order: Abwehr der „schwarzen Gefahr“ – Notwehr eben.
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Allein die obigen Fakten lassen erahnen, warum (nicht nur) bei mir der Verdacht eines Schauprozesses aufkam: Wer gut schmiert, der gut fährt. Ok, so etwas gibt es mit Sicherheit auch in Deutschland, aber hier werden auch keine Prozesse live übertragen (Warum sich die deutsche Justiz so vehement dagegen wehrt, kann man jetzt durchaus nachvollziehen) und die Gefahr, dass die Öffentlichkeit vielleicht, eventuell, wahrscheinlich... hinter so manche juristische Knuddeleien kommen könnte, ist dadurch gebannt.
Jedoch ist Richterin Masipa in diesem Fall der Paradoxien in einer äußerst prekären Situation. Verhängt sie das höchste Strafmaß, jubeln jene, die sie bedroht und verleumdet haben, und der „Kanonier des Gesetzes“ wird schwerste Geschütze auffahren. Geht die Rechtssprecherin den (wahrscheinlichen) Mittelweg, mit einer Gefängnisstrafe von einigen Jahren, wird die Verteidigung wieder die Psychokarte zücken: Wegen schwerer Störungen und Suizidgefahr müsse Pistorius in eine Spezialklinik eingewiesen werden. Lässt Thokozile Masipa den Roux-Schützling vom Haken, ist ihr Ruf und der der südafrikanischen Justiz ruiniert. Dann hat die „money buys law“-Manier auf obszönste Weise obsiegt. Justitia stehe ihr bei.
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Stimmt genau! Und deshalb hat man Masipa auch für diesen Prozess gewählt. Nach ihr die Sintflut.
Roux dürfte schon den Sekt kalt gestellt haben: Egal, welches Strafmaß sie verhängen wird: Er hat mit seinen unzähligen Manipulationen erreicht, dass Masipa so oder so auf der Verliererseite zu finden sein wird.
Aber eben nicht für immer: Ihr Rentner-Dasein rettet sie vor weiteren Schauspiel-Talenten und weiteren Roux-Manipulationen.
Na dann... Gute Nacht Südafrikas "Rechtsprechung".