07.04.2014: In der kommenden Woche wird es im Fall von Debra Milke wieder weiter gehen. Nachdem das Maricopa County Attorneys Office (MCAO - also die Maricopa County Staatsanwaltschaft) im Januar angekündigt hatte, gegen die Entscheidung von Richterin Mroz Einspruch einzulegen, dass Saldate das 5te Amendment in Anspruch nehmen könne, wurde dieser Einspruch tatsächlich erst im Februar bei Gericht eingereicht. Zunächst war ein Termin für den März vorgesehen, doch nun schlussendlich für kommenden Mittwoch, den 9. April 2014, angesetzt. Hierbei wird das Staats-Berufugnsgericht zunächst klären, ob es für den Einspruch überhaupt zuständig ist. Gleichzeitig ist die Anhörung für 14 Uhr angesetzt, bei der sowohl der Verteidigung von Debra, als auch dem Rechtsbeistand von Armando Saldate je 20 Min. Sprechzeit eingeräumt werden. Debras Anwältin Lori Voepel sagte schon, man werde vermutlich fast überhaupt keine Redezeit benötigen. Vielmehr sei es Saldate's Anwalt, der die Auffassung zur Nutzung des 5. Verfassungsartikels darstellen werde. Alle engen Vertrauten gehen davon aus, dass das Berufungsgericht die Entscheidung von Richterin Mroz unterstützen (und somit bestätigen) wird.
In diesem Fall würde Saldate gar nicht aussagen und sein Polizeibericht somit nicht als Beweismittel zugelassen. Somit gäbe es nicht einen Beweis gegen Debra Milke, der sie mit dem Mord an ihrem Sohn in Verbindung bringt. Würde das Berufungsgericht Richterin Mroz Entscheidung anderenfalls zu Fall bringen, müsste Saldate aussagen. Er würde dann die gleiche Aussage machen, die der 9th Circuit Court in seiner Entscheidung vom März 2013 als unglaubhaft und falsch bezeichnet hat. Somit würde sich Saldate in dem Fall möglicherweise Ermittlungen der Bundesstaatsanwaltschaft aussetzen (was schon bei jetzigen Stand der Dinge möglich ist).
Welchen Sinn macht der Gang zum Berufungsgericht also überhaupt für MCAO? Gar keinen - außer den Fall hinzuziehen. MCAO ist so verzweifelt, den Fall irgendwie bis 2015 zu verzögern, dass jedes denkbare juristische Hamsterrad einmal gedreht werden muss. Richterin Mroz lässt MCAO dabei gewähren, wohl-wissend, dass es die Aussichten einer evtl. Berufung damit so gut wie unmöglich macht. MCAO würde sich auf keinerlei Formfehler berufen können. Das Fehlen irgendwelcher glaubhafter Beweise gegen Debra und das Ausschöpfen aller juristischer Mittel seitens MCAO wird es ihr an einem Punkt möglich machen, den Fall als unhaltbar einzustellen.
Es ist zu vermuten, dass bzgl. Saldates fehlender Aussage (und der Bestätigung durch das Berufungsgericht) kurzfristig wieder eine Anhörung im Gerichtsaal von Rosa Mroz angesetzt wird, die dann das weitere Fortgehen im Fall zum Thema haben wird. Das vorzeitige Ende des Falles rückt dann in greifbare Nähe.
Ein anderes Thema war die Eingabe, den Fall wegen doppelter Anklage einzustellen. Nachdem dies von der Richterin abgelehnt wurde, hat die Verteidigung im Dezember eine 'Motion for Reconsideration' eingereicht, also eine 'Eingabe, die Entscheidung zu überdenken.' Dies basierte auf weiteren rechtlichen Betrachtungen und Aspekten. Zunächst wurde auch dies von der Richterin abgelehnt, allerdings bereist am nächsten Tag widerrufen. Die Verteidigung wurde aufgefordert, die juristischen Aspekte zusammenzutragen, worauf die Staatsanwaltschaft im Februar geantwortet hatte. Nun hat die Verteidigung auf diese Antwort erwidert. Diese Motion können Sie hier herunter laden:http://debmi.me/RepMfR_UAR
Neben dem Thema Saldates beabsichtigtem Schweigens (und somit dem Fehlen jeglicher Beweise gegen Debra) ist also das andere noch aktuelle Thema der doppelten Anklage nicht vom Tisch. Wie auch immer, angesichts dieser Situation scheint es nur noch eine Frage von Wochen, bis der Fall endgültig eingestellt wird. Debra selber wird übrigens am kommenden Mittwoch nicht bei der Anhörung zugegen sein.
17.04.2014:Wir erfahren gerade, dass das Berufungsgericht in Phoenix den Antrag von Saldate (das fünfte Amendment Privilege benützen zu können) abgelehnt hat. Diese Meinung wird seitens Saldate und seines Anwaltes Treasure Van Dreumel beim State Surpreme Court angefochten. Das Original der Entscheidung kann hier runter geladen werden: http://debmi.me/SA-Decision
18.04.2014: Bitte lasst Euch von den verschiedenen Publikationen des heutigen Tages nicht ins Boxhorn jagen. Vor allem, was dpa schreibt, entbehrt jeder Sach- und Fachkenntnis. Das Urteil des Berufungsgerichts - so enttäuschend wie es jetzt klingen mag - richtet sich nicht gegen Debra. Saldate kann so oder so nicht aussagen, das ist seine Crux. Der 9th Circuit Court hat bereits klar gemacht, dass seine ursprüngliche Aussage von 1990 kriminell und unglaubwürdig ist (weshalb das Urteil ja auch aufgehoben wurde). Das würde auch eine erneute Aussage nicht ändern. Im Gegenteil - es würde für Saldate nur noch schlimmer werden. Ich denke, diese Meinung des Berufungsgerichtes wird vom Supreme Court bereits im kommenden Monat wieder kassiert werden.
29.04.2014: Debra erlebt diese ständigen Verzögerungen viel gelassener, als manche hier im Forum vermutlich glauben. Sie weiß genau, wie niederträchtig die Staatsanwaltschaft (namentlich Deputy County Attorney Bill Montgomery) ist, und tatsächlich gibt es über dieses Thema bereits div. Bücher. Sie vertraut ihren Anwälten und engen Freunden, dass diese Geschichte bald Vergangenheit sein wird. Auch kann Debra die Fußfessel akzeptieren, denn die gewährt ihr die Freiheit, die sie nun genießen kann. Ihre Situation hat sich bereits so sehr verbessert.
Was ihre Mutter Renate und Lebensgefährten Reinhard angeht, so liegt der Fall hier komplizierter. Es ist bekannt, dass Renate eine schwere Krebserkrankung hat, und damit hat sie natürlich schwer zu kämpfen. Ihre größte Hoffnung ist, Debra noch einmal auf Deutschem Boden zu sehen und umarmen zu können. In Arizona konnten die beiden Frauen das ja schon div. male. Auch der Lebensgefährte Reinhard Müller hat einige altersbedingte 'Zipperlein', so dass die Möglichkeit des Reisens für die beiden immer schwieriger wird. Debra wird nicht ins Gefängnis zurück müssen. Ich glaube nach wie vor nicht an einen zweiten Prozeß; die dünne Beweislage wird die verbleibenden zehn Monate nicht überleben. Wir haben derzeit die etwas pervertierte Situation, dass Debra's Anwälte mit der Anwältin von Saldate zusammenarbeiten, in Vorbereitung auf den Gang zum State Supreme Court. Das ist schon bemerkenswert und letztlich Ausdruck des kaputten Rechtssystems in Arizona.
http://www.allmystery.de/themen/km84703-48
29.04.2014: Noch ein Hinweis zum Themas "Medien/Presse": Speziell in Phoenix hat sich die Situation über Jahrzehnte hinweg so etabliert, dass Medienvertreter bestrebt sind, der Obrigkeit nicht ans Schienbein zu treten. Die Furcht ist einfach, dass jemand aus einem bestimmten Amt nicht mehr mit Journalisten redet (als Strafmandat, sozusagen). Dazu kommt, dass die Kritikfähigkeit in Arizona nicht vergleichbar ist mit der Einstellung hier in Europa (und spezielle in Deutschland). So hat sich über Jahrzehnte hinweg ein Teufelskreis etabliert, der schwer zu durchschlagen sein dürfte.
20.5. 2014: Nach dem unerwarteten Urteil des Berufungsgerichtes vom 18. April reicht der ehemalige Detective Armando Saldate eine Petition for Review (Petition zur Überprüfung) beim State Supreme Court ein (Bundesgerichtes des Staates Arizona). Hierin werden noch einmal die Gründe von Richterin Mroz im Detail erläutert, Saldate das Recht einzuräumen, das fünfte Amendment (also nicht aussagen zu müssen) in Anspruch zu nehmen. Im Prinzip wird nichts anderes erwartet, als dass der State Supreme Court diesem Anliegen zustimmt. Allerdings ist aufgrund der bevorstehenden Sommerferien ungewiss, ob und wann mit einem Urteil zu rechnen ist und ob ggf. eine mündliche Anhörung vorher vonstatten gehen soll.
Das Original der Petition könne Sie hier herunter laden: http://debmi.me/Saldate_PR
http://www.allmystery.de/themen/km84703-49